(Symbolbild, wenn nachfolgend ohne Bildquelle unter Text) / Quelle der Infos: Stadt Lörrach
Die Stadt Lörrach steht vor einem umfassenden Wandel, das steht nach dem heutigen Jahresmediengespräch der Stadtverwaltung fest. Ob Digitalisierung, Bildung, Verkehr, Kinderbetreuung oder Wohnungsbau – die Herausforderungen sind gewaltig, doch mit einer klaren Strategie und mutigen Projekten zeigt die Stadt, wie sie sich den Anforderungen der Zukunft stellt. Ein detaillierter Überblick.
Digitalisierung: Schrittweise in die digitale Zukunft
Die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen ist eine der ambitioniertesten Initiativen der Stadt. Mit dem Onlinezugangsgesetz (OZG), das seit 2017 den gesetzlichen Rahmen bildet, hat Lörrach begonnen, Bürgerdienste digital verfügbar zu machen. Erfolge wie die elektronische Wohnsitzanmeldung (eWA) oder der Online-Antrag für Aufenthaltstitel sind erste Meilensteine.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Bürger sparen Zeit, Prozesse werden transparenter, und die Verwaltung kann effizienter arbeiten. So können Meldebescheinigungen seit Anfang des Jahres online beantragt werden, und allein im Bereich der Ausländerbehörde wurden durch digitale Antragsformulare bereits deutliche Entlastungen erzielt.
Allerdings zeigen die niedrigen Nutzungszahlen der eWA – nur 15 Anmeldungen seit der Einführung im August 2024 –, dass technologische Anforderungen (wie ein NFC-fähiges Smartphone oder die AusweisApp) und mangelnde Bekanntheit weiterhin Hürden darstellen.
Bildung: Neue Kapazitäten und alte Probleme
Die Schullandschaft in Lörrach zeigt sich als bunte Mischung aus moderner Infrastruktur und denkmalgeschützten Gebäuden. Während Schulen wie die Fridolinschule umfassend saniert werden und eine neue Sporthalle erhalten, müssen andere Schulen mit baulichen und organisatorischen Engpässen kämpfen.
Insgesamt besuchen 4.785 Schülerinnen und Schüler die 14 Schulen der Stadt, davon allein 1.739 Kinder die zehn Grundschulen. Besonders herausfordernd wird der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026. Um dies zu gewährleisten, sind Erweiterungen und Sanierungen an mehreren Schulen nötig – oft unter schwierigen finanziellen Bedingungen. Die Albert-Schweitzer-Schule und die Astrid-Lindgren-Grundschule setzen bereits auf flexible Konzepte, doch die steigenden Anmeldezahlen zeigen, dass weitere Kapazitäten notwendig sind.
Die Verwaltung arbeitet an langfristigen Lösungen: So wurde der Schulentwicklungsplan überarbeitet, um die Bildungsreformen der Landesregierung umzusetzen und den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.
Kinderbetreuung: Kreative Lösungen gegen den Platzmangel
Die Kinderbetreuung bleibt eines der zentralen Themen in Lörrach. Mit 3.527 Kindern unter sechs Jahren in der Stadt sind die vorhandenen Kapazitäten längst ausgelastet. Aktuell fehlen 102 U3- und bis zu 260 Ü3-Plätze.
Innovative Projekte wie Naturkindergartengruppen in Brombach oder der Ausbau des evangelischen Kindergartens Haagen sollen bis 2026 Abhilfe schaffen. Doch der Fachkräftemangel erschwert die Umsetzung. Die Stadt hat Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung ergriffen, darunter die Erhöhung der Ausbildungsplätze und Kooperationen mit sozialen Trägern.
Mobilität: Nachhaltige Konzepte für die Verkehrswende
Die Verkehrspolitik der Stadt verfolgt klare Ziele: Weniger Autoverkehr, mehr Radfahrer und eine starke Elektromobilität. Der Ausbau von Carsharing-Angeboten und die Installation öffentlicher Ladesäulen sind dabei nur zwei von vielen Maßnahmen.
Die Stadt verfügt mittlerweile über 15 Standorte für öffentliche Ladesäulen mit 28 Ladepunkten und zwölf Carsharing-Stationen, an denen 20 Fahrzeuge – davon 14 elektrisch – bereitstehen. Besonders im Fokus steht die Fahrradstrategie 2025+, die den Ausbau sicherer Radwege und multimodaler Knotenpunkte vorantreibt. Ziel ist es, mehr Menschen vom Umstieg aufs Rad zu überzeugen.
Ein zukunftsweisendes Projekt ist das Gesamtmobilitätskonzept, das durch Bürgerbeteiligung ergänzt wird und umfassende Stärken-Schwächen-Analysen beinhaltet. Doch die Finanzierung dieser ehrgeizigen Pläne bleibt herausfordernd – ohne zusätzliche Fördermittel wird es schwer, die Projekte umzusetzen.
Wohnraum: Verdichtung als Chance
Mit der Wohnraumoffensive 2025 hat Lörrach bereits 2.129 neue Wohneinheiten genehmigt. Das Ziel von 2.500 Einheiten bis 2025 rückt damit in greifbare Nähe.
Innovative Ansätze wie die Überbauung von Parkflächen – etwa im Pilotprojekt Wintersbuckhalle – zeigen, wie die Stadt trotz begrenzter Flächen neue Wege geht. Gleichzeitig werden Projekte wie das Neubaugebiet Bühl III oder die Nachverdichtung im Quartier Nördlich Engelplatz vorangetrieben, um sowohl preiswerten Wohnraum als auch hochwertige Wohnungen zu schaffen.
Wirtschaft: Stabilität in schwierigen Zeiten
Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt ist geprägt durch eine hohe Pendlerquote: Über 61 Prozent der 21.250 Arbeitsplätze werden von Einpendlern besetzt. Projekte wie das Innocel-Quartier und das Gewerbegebiet Brombach-Ost zeigen, dass Lörrach auf innovative und nachhaltige Gewerbeflächen setzt, um Arbeitsplätze zu sichern und neue Unternehmen anzuziehen.
Trotzdem bleibt die Lage angespannt. Steigende Kosten und knappe Ressourcen machen Investitionen in Infrastruktur schwierig. Fördermittel spielen hier eine entscheidende Rolle, um Projekte wie den Ausbau des Zentralklinikums oder die energetische Modernisierung von Gewerbegebieten zu finanzieren.
Eine Stadt in Bewegung
Lörrach zeigt, wie eine Kommune mit kreativen Lösungen und entschlossenem Handeln Herausforderungen bewältigen kann. Ob Digitalisierung, Bildung, Mobilität oder Wohnungsbau – die Fortschritte sind beeindruckend. Doch die finanzielle Lage der Stadt und der Fachkräftemangel stellen eine Dauerbelastung dar. Der Erfolg hängt davon ab, ob Stadtverwaltung, Politik und Bürgerschaft weiterhin an einem Strang ziehen, um die ambitionierten Ziele zu erreichen.
Mit einer klaren Vision und kontinuierlicher Arbeit ist Lörrach auf einem guten Weg, den komplexen Anforderungen einer modernen Stadt gerecht zu werden.
Bild: Kornelia Schiller